Die Geschichte von Rum reicht Jahrhunderte zurück und ist eng mit der Entdeckung und Kolonisierung der Karibik verbunden. Rum hat eine lange Tradition und eine faszinierende Entwicklung durchgemacht, von seiner frühen Verbindung zur Sklaverei bis hin zur heutigen weltweiten Beliebtheit als Spirituose.
Die Ursprünge von Rum lassen sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, als europäische Kolonialmächte begannen, Zuckerrohr in der Karibik anzubauen. Die Inseln der Karibik, insbesondere Barbados, Jamaika und Martinique, waren ideal für den Anbau von Zuckerrohr geeignet, da sie über das ideale Klima und den fruchtbaren Boden verfügten. Die Kolonialmächte, darunter England, Frankreich, Spanien und die Niederlande, erkannten das wirtschaftliche Potenzial des Zuckerrohrs und begannen, Plantagen zu errichten und große Mengen an Zucker zu produzieren.
Bei der Zuckerproduktion fielen große Mengen an Melasse als Nebenprodukt an. Melasse ist ein dickflüssiges, dunkles Sirup, das beim Auspressen des Zuckerrohrs gewonnen wird. Die Kolonialherren suchten nach einer Möglichkeit, die Melasse zu verwerten und fanden schließlich heraus, dass sie durch Fermentation und Destillation in eine Spirituose umgewandelt werden konnte. So entstand der Vorläufer des Rums, der als "Kill-Devil" bekannt war und vor allem von den Sklaven auf den Plantagen konsumiert wurde.
Im 18. Jahrhundert begann die Produktion von Rum an Fahrt aufzunehmen. Neue Destillationsmethoden wurden entwickelt und verfeinert, was zu einem qualitativ hochwertigeren Produkt führte. Rum wurde zu einem wichtigen Handelsgut zwischen den Kolonien und Europa. Besonders die britischen Kolonien in der Karibik, allen voran Jamaika, wurden für ihre hochwertigen Rumsorten bekannt.
Die Sklaverei spielte eine tragische Rolle in der Geschichte des Rums. Die Plantagenbesitzer nutzten die Arbeitskraft der Sklaven, um Zuckerrohr anzubauen und zu verarbeiten. Die Sklaven wurden oft mit Rum bezahlt, was zu einem Teufelskreis führte, da der Konsum von Rum unter den Sklaven weit verbreitet war. In einigen Fällen erhielten Sklaven sogar Rumrationen als Teil ihrer Verpflegung. Dies führte zu einer starken Assoziation von Rum mit der Sklaverei und dem Leiden der Afrokaribik-Bevölkerung.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene Stile und Variationen von Rum. Jamaika-Rum war bekannt für seinen kräftigen, würzigen Geschmack, während Barbados-Rum für seine glatte und runde Note geschätzt wurde. Auf den französischen Inseln, wie Martinique, wurde Agricole-Rum hergestellt, der aus frischem Zuckerrohrsaft statt Melasse hergestellt wurde und einen einzigartigen, grasigen Geschmack hatte.
Im 19. Jahrhundert wurde Rum ein wichtiger Bestandteil der Seefahrt. Rum wurde in Fässern auf den Schiffen gelagert und diente als Bezahlung für Matrosen. Die britische Marine führte eine tägliche Ration Rum für die Matrosen ein, die als "tot" bezeichnet wurde. Diese Tradition blieb bis 1970 bestehen, als die Ration aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Arbeitsleistung und Sicherheit abgeschafft wurde.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts erlebte Rum Höhen und Tiefen. Während der Prohibition in den Vereinigten Staaten von 1920 bis 1933 erlebte Rum eine Blütezeit, da der Alkoholschmuggel aus der Karibik florierte. In den 1980er Jahren geriet der Rummarkt jedoch in eine Krise, als andere Spirituosen wie Wodka und Whisky an Popularität gewannen. Die Qualität einiger Massenmarken von Rum ließ zu wünschen übrig, und das Image von Rum wurde in einigen Kreisen als minderwertig angesehen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Image von Rum jedoch stark gewandelt. Die Craft-Spirituosenbewegung hat dazu beigetragen, das Interesse an handwerklich hergestelltem Rum mit hoher Qualität und Authentizität zu steigern. Kleine, unabhängige Brennereien haben begonnen, innovative und anspruchsvolle Rumsorten herzustellen, die die Bandbreite des Geschmacksspektrums von Rum erweitern.
Heute erfreut sich Rum weltweit großer Beliebtheit. Es gibt eine Vielzahl von Rumarten, darunter dunkler Rum, goldener Rum, weißer Rum und Spiced Rum, die jeweils ihre eigenen Geschmacksprofile und Anwendungsbereiche haben. Rum wird in Cocktails wie dem Mojito, der Piña Colada und dem Daiquiri verwendet und wird auch pur oder "on the rocks" genossen.
Die Geschichte von Rum ist eine Geschichte von kolonialer Ausbeutung, Sklaverei und Handel, aber auch von Kreativität, Vielfalt und kultureller Bedeutung. Heute ist Rum nicht nur eine Spirituose, sondern auch ein Symbol für die reiche Geschichte und Kultur der Karibik.
Die Herstellung von Rum ist ein faszinierender Prozess, der sorgfältige Schritte erfordert, um aus Zuckerrohr oder Melasse eine hochwertige Spirituose zu gewinnen. Im Folgenden werden die grundlegenden Schritte bei der Herstellung von Rum beschrieben.
Ernte und Verarbeitung des Zuckerrohrs:
Der erste Schritt bei der Rumherstellung besteht darin, reifes Zuckerrohr zu ernten. Das Zuckerrohr wird geschnitten und von den Blättern befreit. Anschließend wird es zu einer Zuckerrohrmühle transportiert, wo es ausgepresst wird, um den Saft freizusetzen. Dieser Saft ist reich an Zucker und bildet die Grundlage für die Rumherstellung.
Extraktion des Zuckerrohrsafts:
Der gewonnene Zuckerrohrsaft wird in große Behälter geleitet, in denen er ruhen und sich absetzen kann. Während dieser Ruhezeit steigen Verunreinigungen und Feststoffe nach oben, während der klare Saft unten bleibt. Der klare Saft wird dann vorsichtig abgetrennt, um eine möglichst reine Flüssigkeit zu erhalten.
Fermentation:
Der Zuckerrohrsaft wird nun fermentiert, um Alkohol zu erzeugen. Dazu wird der Saft in große Fermentationsbehälter gefüllt und Hefekulturen hinzugefügt. Die Hefe beginnt den Zucker im Saft zu verdauen und wandelt ihn in Alkohol um. Während der Fermentation entsteht Kohlendioxid, das abgeleitet wird. Die Dauer der Fermentation variiert je nach gewünschtem Rumstil und kann von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen dauern.
Destillation:
Nach der Fermentation wird der fermentierte Saft destilliert. Die Destillation erfolgt in speziellen Kupfer- oder Edelstahldestillationsapparaten, den sogenannten Pot Stills oder Column Stills. Bei der Destillation werden die flüchtigen Alkohole, Aromen und Geschmackskomponenten vom restlichen Inhalt getrennt. Das Destillat, das aus der Destillationsanlage kommt, wird als "Neuer Rum" bezeichnet und hat einen hohen Alkoholgehalt.
Reifung:
Der neue Rum wird in Fässern gelagert, um zu reifen und seinen Charakter zu entwickeln. Während der Reifung nimmt der Rum Aromen, Farbe und Geschmack aus dem Holz des Fasses auf. Die häufig verwendeten Fasstypen sind Eichenfässer, die zuvor Bourbon, Sherry oder andere Spirituosen enthalten haben. Während der Reifung findet auch eine Oxidation statt, die den Rum weiterentwickelt und ihm Komplexität verleiht. Die Reifung kann von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahrzehnten dauern.
Mischung und Veredelung:
Nach der Reifung werden verschiedene Fässer miteinander vermischt, um den gewünschten Geschmack und die gewünschte Konsistenz des Rums zu erreichen. Die Mischung erfolgt oft durch erfahrene Brennmeister, die verschiedene Fasstypen und Altersstufen kombinieren, um einen ausgewogenen und qualitativ hochwertigen Rum zu erhalten. In einigen Fällen wird dem Rum auch Melasse oder Zucker hinzugefügt, um einen bestimmten Geschmack oder eine bestimmte Süße zu erzielen.
Filtration und Abfüllung:
Der fertige Rum wird filtriert, um unerwünschte Partikel zu entfernen und einen klaren, sauberen Rum zu erhalten. Je nach gewünschter Qualität kann der Rum durch verschiedene Filtrationsmethoden, wie z. B. Holzkohlefiltration, gefiltert werden. Nach der Filtration wird der Rum in Flaschen abgefüllt, etikettiert und versiegelt. Dabei werden Informationen wie Alter, Herkunft und Alkoholgehalt auf dem Etikett angegeben.
Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Schritte und Techniken bei der Rumherstellung je nach Hersteller und Tradition variieren können. Jede Brennerei hat ihre eigenen Geheimnisse und Methoden, um ihren einzigartigen Rum herzustellen. Die Qualität und der Geschmack des Rums können durch Faktoren wie die Qualität des Ausgangsmaterials, die Fermentationsdauer, die Destillationsmethoden, die Reifungsdauer und die Kunst der Vermischung erheblich beeinflusst werden.
Die Herstellung von Rum ist eine Kunst, die sowohl Tradition als auch Innovation vereint. Von den Anfängen in den Zuckerrohrplantagen der Karibik bis zur heutigen Vielfalt an Rumstilen und -marken ist Rum zu einer der beliebtesten Spirituosen weltweit geworden. Die Leidenschaft und Hingabe der Brennereien und Brennmeister haben dazu beigetragen, dass Rum zu einer vielseitigen und faszinierenden Spirituose geworden ist, die von vielen geschätzt wird.
Es gibt eine Vielzahl von Rumsorten, die sich in Herstellungsmethoden, Alterungsprozessen, Geschmacksprofilen und Herkunftsländern unterscheiden. Hier sind einige der bekanntesten Rumsorten:
Weißer Rum:
Auch bekannt als "Light Rum" oder "Silver Rum". Er wird meist aus Melasse hergestellt und nicht oder nur kurz gereift. Weißer Rum ist in der Regel klar und hat einen milden Geschmack, der sich gut für Cocktails eignet.
Goldener Rum:
Goldener Rum wird häufiger als weißer Rum gereift, was ihm eine goldene Farbe und einen komplexeren Geschmack verleiht. Er kann sowohl aus Melasse als auch aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt werden.
Dunkler Rum:
Dunkler Rum hat eine tiefe, dunkle Farbe und ein reiches, volles Aroma. Er wird in der Regel aus Melasse hergestellt und über einen längeren Zeitraum in Eichenfässern gereift. Dunkler Rum hat oft Noten von Karamell, Schokolade und Gewürzen.
Spiced Rum:
Spiced Rum wird mit verschiedenen Gewürzen aromatisiert, um ihm zusätzliche Geschmacksnuancen zu verleihen. Zu den häufig verwendeten Gewürzen gehören Vanille, Zimt, Nelken und Ingwer. Spiced Rum eignet sich gut für den Genuss pur oder in Mixgetränken.
Übersee-Rum:
Übersee-Rum wird außerhalb der Karibik hergestellt, insbesondere in Ländern wie Kuba, Jamaika, Venezuela und der Dominikanischen Republik. Jede Region hat ihren eigenen Stil und ihre eigenen Regeln für die Rumherstellung, was zu unterschiedlichen Geschmacksprofilen führt.
Agricole-Rum:
Agricole-Rum wird aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt, im Gegensatz zu den meisten Rumsorten, die aus Melasse gewonnen werden. Agricole-Rum wird hauptsächlich in französischsprachigen Karibikinseln wie Martinique und Guadeloupe produziert. Er hat einen charakteristischen grasigen Geschmack und wird oft als hochwertiger Rum angesehen.
Navy Rum:
Navy Rum war früher der offizielle Rum der britischen Marine. Er wurde den Matrosen als tägliche Ration ausgegeben. Navy Rums sind in der Regel dunkel und kräftig im Geschmack.
Solera Rum:
Solera ist eine besondere Reifungsmethode, die bei einigen Rumsorten verwendet wird. Dabei wird der Rum in Fässern unterschiedlichen Alters gelagert, wobei ältere Rumsorten mit jüngeren Rumsorten vermischt werden. Dies führt zu einem kontinuierlichen Reifungsprozess und einem komplexen Geschmacksprofil.
Premium-Rum:
Premium-Rumsorten sind hochwertige Rums, die oft in begrenzten Mengen hergestellt werden. Sie werden sorgfältig ausgewählt, sorgfältig gereift und bieten ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis. Premium-Rums werden oft von renommierten Brennereien und in Handarbeit hergestellt.
Rhum Agricole:
Rhum Agricole ist eine spezielle Variante von Agricole-Rum, die auf französischen Inseln wie Martinique und Guadeloupe hergestellt wird. Er wird nach strengen Vorschriften produziert und hat eine geschützte geografische Herkunftsbezeichnung. Rhum Agricole zeichnet sich durch seinen charakteristischen, komplexen Geschmack aus.